Nachruf auf Dieter Reichert – Jazzclubgründer des Birdland Hamburg
Nun ist Dieter Reichert im Alter von 84 Jahren verstorben und man kann sagen, dass (über die Hamburger Szene hinaus) die internationale Jazzwelt einen wahren „Macher“ verloren hat. Gewinn machte sein Club höchstens, wenn lokale Bands auftraten. Denn Jazz war für Dieter Reichert eine Herzenssache. „So wie sich andere Leute eine Luxusyacht anschaffen“, pflegte er zu sagen, ...
Die internationalen Stars, die im „Birdland“ gastierten, hat Heidi Reichert portraitiert. Bilder von Chet Baker, Art Blakey, Diana Krall, Branford Marsalis und vielen anderen schmücken die Wände des Kellerlokals in der Gärtnerstrasse. Heidi Reichert – im Hauptberuf Patentanwältin – ist eine begabte bildende Künstlerin und begeisterte Jazzfreundin. An unzähligen Abenden saß sie neben ihrem Mann Dieter an der Kasse des Clubs und begrüßte die Gäste.
Nun ist Dieter Reichert im Alter von 84 Jahren verstorben und man kann sagen, dass (über die Hamburger Szene hinaus) die internationale Jazzwelt einen wahren „Macher“ verloren hat. Gewinn machte sein Club höchstens, wenn lokale Bands auftraten. Denn Jazz war für Dieter Reichert eine Herzenssache. „So wie sich andere Leute eine Luxusyacht anschaffen“, pflegte er zu sagen, „gönne ich mir einen Jazzclub.“ Geld verdiente der studierte Architekt und Inhaber einer Baufirma anderswo. „Dieter ist zu verdanken, dass viele Jazzmusiker erste Schritte und Erfahrungen machen konnten“, sagte der Gitarrist Axel Fidelate dem „Hamburger Abendblatt“. Der Trompeter Ingolf Burkhard von der NDR Bigband lobte im Radio die Zusammenarbeit mit Dieter Reichert: In dessen Club konnte er mit Kollegen üben und neue Projekte ausprobieren.
Dieter Reichert freilich wollte sich nach all den anstrengenden Jahren in den wohl verdienten Ruhestand begeben (2013: Anmerkung der Redaktion). Er war glücklich, als sich die Reichert-Söhne Ralph und Wolff bereit erklärten, das Lebenswerk ihres Vaters ab Herbst 2014 weiter zu führen. Beide sind Jazzmusiker, (Ralph spielt Tenorsaxofon, Wolff ist Schlagzeuger); sie managen das „Birdland“ mit großem Engagement.
Wie viele Hamburger und Jazzfans von anderswo habe ich oft das „Birdland“ besucht. Besonders gerne erinnere ich mich an Sylvesterabende in dem Club. Insgesamt drei Mal bin ich dort ins Neue Jahr gerutscht – zur Musik der Lokalmatadoren Michael Naura und Wolfgang Schlüter. Beide sind in den vergangenen Jahr gestorben; aber das „Birdland“ lebt – Gott sei Dank.
Hans Hielscher